Simple Schreibübung senkt PrüfungspanikEs klingt nach Küchenpsychologie, soll
aber wirklich funktionieren: Wer vor Tests weiche Knie und Schnappatmung
bekommt, sollte sich schriftlich seiner Angst stellen. Das verbessert
die Leistung wesentlich, zeigt jetzt eine Studie. An den Lernstoff
denken, macht es dagegen nur schlimmer.
Wer seine Ängste zu Papier bringt, wird mit ihnen besser fertig. Eine
einfache Erkenntnis, die Forscher nun aber für Mathematikstudenten und
Schüler auch wissenschaftlich belegt haben. Sie setzten ihre
Testpersonen teils unter künstlichen Stress, teils untersuchten sie
deren Ergebnisse bei realen Prüfungssituationen.
Ergebnis: Wer sich vorher die Ängste von der Seele schreibt, erzielt
signifikant bessere Ergebnisse. Das belegt die Studie einer
Forschergruppe der Universität Chicago, die an diesem Freitag in der
Fachzeitschrift "Science" erschien.
Die Chicagoer Psychologin Sian Beilock und ihre Kollegen stellten 20
Studenten zwei kurze Mathematikaufgaben. Im ersten Test sagten sie den
Teilnehmern nur, sie sollten ihr Bestes geben. Für den zweiten Test
steigerten sie den psychischen Druck gleich mehrfach: Wer gut
abschneide, werde Geld bekommen. Außerdem hänge von ihrem individuellen
Abschneiden der Erfolg des Teams ab. Und obendrein würden sie beim Lösen
der Aufgabe gefilmt, und anschließend würde ein Mathematik-Lehrer die
Ergebnisse überprüfen. Angst muss raus, denn sie blockiert wichtige Areale im Gehirn Dann bekamen zehn Studenten für zehn Minuten die Gelegenheit, ihre
Ängste möglichst ungefiltert aufzuschreiben, während die zehn anderen
einfach nur still sitzen sollten. Ergebnis: Die Studenten, die sich die
Prüfungsangst von der Seele schreiben konnten, lieferten "signifikant
bessere Ergebnisse". Die Kontrollgruppe, die nichts über ihre Ängste
geschrieben hatte, schnitt um 12 Prozent schlechter ab als im ersten
Test ohne künstlichen Stress. Die Schreibgruppe wiederum schnitt im
Stresstest sogar um fünf Prozent besser ab, als in der ersten,
unbeeinflussten Runde.
Ähnliche Ergebnisse lieferte demnach ein Versuch mit Schülern der 9.
Klasse einer Highschool. Sechs Wochen vor einer Biologieabschlussprüfung
fragten die Forscher die Schüler nach ihrer Prüfungsangst. Vor den
Tests gaben sie einigen Schülern die Aufgabe, über ihre Ängste zu
schreiben, die anderen sollten über Inhalte der Prüfung nachdenken. Auch
hier zeigte sich: Selbst Schüler mit großer Prüfungsangst, die darüber
geschrieben hatten, schafften einen besseren Biologie-Abschluss, als
weniger ängstliche Mitschüler. Bei den Grüblern hingegen lag die
Abschlussnote schlechter als ihr Jahresdurchschnitt.
Studienautorin Beilock erklärt den Effekt mit der Belastung des
präfrontalen Kortex, einer Hirnregion die wie ein Arbeitsspeicher
funktioniere. Wenn sich Ängste aufbauten, werde dieser Arbeitsspeicher
überbeansprucht, mit dem normalerweise über anstehende Denkaufgaben
gegrübelt werde. Das reduziere die Gehirnleistung der Teilnehmer, die
sie für den Test benötigten. Vor der Prüfung über die Ängste zu
schreiben, führe dazu, die nötige Denkkapazität für den eigentlichen
Test frei zu räumen, so Beilock. Spiegel
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